Eschborn: Chancen für ein Bürgerbad vertan

In ihrer jüngsten Sitzung hat die neue Koalition aus SPD, FDP, FWE und LINKE einen Beschluss aus 2015 aufgehoben, das Außenbecken im Wiesenbad (Freibad) von 25 auf 50 Meter auszubauen und somit die Wasserfläche zu verdoppeln. Die neue Koalition möchte stattdessen eine zusätzliche Schwimmhalle (d. h. ein Hallenbad) errichten. Bürgermeister Geiger (FDP) hat in seiner wöchentlichen Anzeige im „Eschborner Stadtspiegel“ nun geschrieben, der 2015 erfolgte Beschluss sei „bedauerlicherweise“ so gefasst worden.

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Dem 2015er Beschluss ging eine lange Diskussion voraus. Wir alle hatten gemeinsam in der Stadtverordnetenversammlung festgestellt, dass gerade an den heißen Sommertagen das Freibad völlig überfüllt ist. Die Wasserfläche ist an solchen Tagen aufgrund der Besuchermasse viel zu klein! Befördert wurde die Diskussion dadurch, dass dem erfolgreichen „Schwimmclub Westerbach“ (SCWE) für seine Meisterschaften ein 50-Meter-Becken fehlt. Wir konnten also mit einer Erweiterung des Außenbeckens das Problem für unsere Bürger beheben und zugleich dem SCWE noch etwas Gutes tun, sprich: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Seit langer Zeit trommelt der „Schwimmclub Westerbach“ für ein 50-Meter-Becken – wie hier anlässlich des Fastnachtsumzuges 2015.

Tatsächlich „bedauerlich“ ist der neuerliche Beschluss von der SPD (die seinerzeit noch komplett mit uns stimmte), FDP, FWE und LINKE, berücksichtigt er nämlich ausschließlich das Interesse der Schwimmsportvereine und nicht das Interesse der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die auch in den nächsten Jahren kein Freibad mit einer ausreichenden Wasserfläche haben werden.

Koalition handelt gegen das Interesse von Gelegenheitsbesuchern

Wenn aus der neuen Koalition argumentiert wird, dass in den Schwimmsportvereinen auch Eschborner seien, so ist das richtig. Gerade im Sommer besuchen aber viele Eschborner das Schwimmbad als Gelegenheitsbesucher – sie sind im Normalfall nicht im SCWE engagiert. Außerdem wurden gut anderthalb Jahre verschenkt, in der im Rathaus unter Bürgermeister Geiger – auch hier: bedauerlicherweise – nichts passierte, da Beschlüsse, die dem Bürgermeister nicht genehm waren, völlig ignoriert wurden. Wir hätten sonst vielleicht schon diesen Sommer eine fertige Lösung! Die Wünsche des Kinderbeirates nach einem neuen Eltern-Kind-Bereich und einer Wasserrutsche wurden von der neuen Koalition ebenso ad acta gelegt.

Schade.

Dieser Beitrag wurde am 23. Februar 2017 als Leserbrief an lokale Zeitungen versendet und spiegelt meine persönliche Meinung wider.

KVK: Von Verfassung bis zu Wahlkampf

Gruppenfoto (v. li.): Fabian Beine, Christian Frederik Oberlis, Frederic Schneider, Jan Christopher Henze, Jens D. Fleck

Im Leben eines hessischen JUlers gibt es einige Höhepunkte im Jahr. Zu nennen sei etwa der Landestag an Pfingsten: Zwei Tage findet sich die JU-Familie in einem hessischen Ort zusammen, um über Dutzende inhaltliche Positionen zu diskutieren.

Offenbar gibt es „draußen“ die Meinung, die Junge Union diskutiere nie. Weit gefehlt!

Man glaubt kaum, wie intensiv zuweilen unsere Debatten über Außenpolitik, die Steuerpolitik oder etwa ethische Fragen ausfallen. Gäste von anderen politischen Jugendorganisationen zeigen sich jedenfalls stets positiv überrascht; offenbar gibt es „draußen“ die Meinung, die Junge Union diskutiere nie. Weit gefehlt! Aber natürlich kann die JU abends auch immer gut feiern. Gerade wir Hessen sind für unsere Abendveranstaltungen über die Bundesgrenzen hinaus bekannt. Häufig dürfen wir Gäste aus der Steiermark begrüßen, die mit uns feiern.

1×1 der Pressearbeit und mobile Video-Berichterstattung

Eine Art „kleiner Landestag“ ist seit einigen Jahren die so genannte „Kreisvorstandskonferenz“, kurz KVK. Früher einmal war das eine „Kreisvorsitzendenkonferenz“ (mit derselben Abkürzung). Die KVK diente früher dem Austausch zwischen Landesvorstand, den Bezirks- und Kreisvorsitzenden, um über allgemeine Fragen der Verbandsarbeit zu sprechen. Das betrifft häufig auch Strukturfragen. Ingmar Jung erweiterte Anfang der 2010er Jahre die KVK zu einer „Vorstandskonferenz“, sprich: erweitert um drei weitere Mitglieder pro Kreisvorstand. Inzwischen hat sich die KVK etabliert.

Das Foto zeigt ein weibliches JU-Mitglied, das eine Videokamera hält und eine Aufnahme macht
Dass unsere Veranstaltungen medial begleitet werden, gehört für die JU schon seit vielen Jahren zum Selbstverständlichen. Ob eigene Videos (Foto), auf Facebook, Instagram oder Twitter – die JU ist überall aktiv!

Es handelt sich zwar um kein Gremium, in dem Beschlüsse gefasst werden können, aber es wurde zu einer Institution, in der zu Anfang des Jahres alle frisch erholt von den Weihnachtsfeiertagen zusammen kommen und in Workshops bspw. das „1×1 der Pressearbeit“ lernen, die mobile Video-Berichterstattung spielend üben oder sich über die Frage austauschen, wie man mehr junge Frauen für die Politik begeistern kann; hier haben wir in der CDU als auch in der JU noch viele Defizite, und wir sind uns in der JU – egal, ob Frau oder Mann – auch einig, dass eine Quote keine Lösung ist. Also braucht es andere Wege. Positiv: Vor allem engagierte und kluge Frauen mischen sich in dieser Diskussion ein.

Eine solche KVK fand am vergangenen Wochenende in der hessischen Lehrkräfteakademie in Weilburg statt. Zwar häufig ein wenig eingeschneit, finden wir als hessische JU in der Akademie aber stets hervorragende Tagungsmöglichkeiten vor, sodass wir bereits zum dritten Mal in Weilburg tagen durften. In diesem Jahr diskutierten wir über den hessischen Verfassungskonvent.

Reform der hessischen Landesverfassung

Hinter dem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich die Debatte über die Reformierung der hessischen Landesverfassung – immerhin die älteste Landesverfassung eines Bundeslandes in Deutschland. Am Alter spürt man auch manch alte Regelung: So ist in der Verfassung noch die Todesstrafe vorgesehen – die nur deshalb nicht angewendet wird, weil Bundesrecht Landesrecht bricht. Trotzdem bemühen sich Landespolitiker seit Jahrzehnten, dieses Relikt der frühen Nachkriegsgeschichte endlich aus der Verfassung zu tilgen. In diesem Zuge kann auch noch der eine oder andere Aspekt angepackt werden.

Am Alter spürt man auch manch alte Regelung: So ist in der Verfassung noch die Todesstrafe vorgesehen.

Als hessische JU haben wir uns, übrigens als erste politische Jugendorganisation, mit einer umfangreichen Stellungnahme (PDF) zu Wort gemeldet. In der sprechen wir uns u. a. zur Absenkung des passiven Wahlalters zum Hessischen Landtag aus: Wer mit 18 Jahren den Landtag wählen darf, soll auch in ihn gewählt werden dürfen – und nicht, wie bislang, bloß erst ab dem 21. Lebensjahr. Oder eine 2,5%-Hürde bei Kommunalwahlen oder das Staatsziel der Generationengerechtigkeit.

Der Landtagsabgeordnete Jürgen Banzer auf dem Podium, die Hände zusammengefaltet
Experte für die Reformierung der hessischen Landesverfassung: Jürgen Banzer, Vorsitzender der Enquete-Kommission zum Verfassungskonvent. Am 21. Januar diskutierte er auf der KVK über die Forderungen der JU.

All das diskutierten wir mit einem gut aufgelegten Jürgen Banzer, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Enquete-Kommission zum Verfassungskonvent. Er freute sich ausdrücklich über die Ideen der JU und ließ erkennen, dass einige der JU-Forderungen Anklang finden. Schließt der Verfassungskonvent seine Arbeit ab, entscheidet der Hessische Landtag über die zu ändernden Verfassungsparagraphen. Es ist erklärter Wille, hierfür möglichst eine breite Mehrheit aus Regierungskoalition und Opposition zu gewinnen. Im Anschluss ist die Verfassung nicht geändert, sondern es findet eine Volksabstimmung statt. Jeder Bürger stimmt in der Wahlkabine über jede einzelne Änderung ab. Geplant ist eine Zusammenlegung mit der Landtagswahl 2018.

Eine Plattform für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf

Ein weiteres Thema der Kreisvorstandskonferenz – neben den vorgenannten Workshops – war am zweiten Tag, nach einer langen „Weilburger Nacht“, die Unterstützerkampagne „connect17“. „connect17“ ist eine Neu-/Weiterentwicklung des „teAM Deutschland“ – und soll die Bewerber vor Ort in den Wahlkreisen bei der Bundestagswahl unterstützen. Kurz gefasst: „connect17“ ist eine Plattform, über die ein Tür-zu-Tür-Wahlkampf organisiert wird.

Links im leicht verschwommenen Hintergrund: Marian Bracht, rechts im Fokus: Conrad Clemens, der die rechte Hand hochhält und das Mikrofon führt
Werben für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf (v. li.): Marian Bracht und Conrad Clemens von „connect17“, der Unterstützerkampagne von CDU und Junger Union.

Unterstützt wird das durch breit angelegte Social-Media-Aktivitäten. Vorbild ist hier durchaus auch der US-Wahlkampf, obwohl in Deutschland vor allem in puncto „Big Data“ Vieles aus den Vereinigten Staaten nicht importierbar ist – unser Datenschutzrecht lässt es schlicht nicht zu, personenbezogene Datenbanken zu erstellen. Ich bin sehr gespannt, welchen Effekt „connect17“ am Ende haben wird. Wichtig ist schon einmal: Die Beteiligten sind alle sehr motiviert und haben viele Ideen, und vor allem haben sie sich frühzeitig damit beschäftigt und generalstabsmäßig Vorbereitungen getroffen.

Das Mitgliederprinzip in der CDU

Das Delegiertensystem hat sich bewährt. Delegiertensysteme sind berechenbarer – in vielerlei Hinsicht: Zunächst einmal bilden sie die Kräfteverhältnisse der einzelnen Verbände auf idealer Weise ab. Ein Verband hat maximal so viele Stimmen, wie es auch seinen Mitgliederzahlen entspricht, egal, wo und wann eine Tagung stattfindet. Zum anderen haben die Veranstalter von Parteitagen Planungssicherheit. Sie wissen, wie groß eine Halle sein muss, wie viele Personen kommen werden. Und vor allem: Es ist für die Parteikasse schonender.

Manchmal.

Auf der anderen Seite sind unsere Mitglieder unser Kapital. Es ist in unserer Politik-Generation wichtiger denn je, alle Mitglieder in einer Partei einzubinden. Und Einbindung bedeutet nicht nur der Transfer von Informationen, sondern auch die Teilhabe an Entscheidungen. Ein solcher Ort kann auch eine Mitgliederversammlung sein.

Es gibt für beide Konzepte sehr gute Gründe und für beide Varianten valide Argumente, die dagegen sprechen. Ist es deshalb richtig, wie es die CDU-Kommission CDU2017 vorsieht, zukünftig auch auf Kreisverbandsebene ein Mitgliederprinzip verpflichtend einzuführen, das nicht nur für CDU-, sondern auch für alle Verbände der Jungen Union gelten würde? Mitnichten! Es kommt jeweils auf die örtlichen Begebenheiten an. Zum Beispiel auf die Frage: Wie groß ist ein Landkreis? Wenn sich der südliche vom nördlichen Zipfel eines Landkreises eine Autostunde voneinander trennen und zu befürchten ist, dass bei Tagungen im Norden vor allem nur Mitglieder aus dem Nordkreis kommen – und umgekehrt -, dann wäre dies kein Gewinn an Demokratie. In diesem Fall wäre ein Delegiertenprinzip fairer.

Meine Junge Union soll durchaus kontrovers debattieren dürfen. Aber dies soll nicht von zufälligen Mehrheiten abhängig sein, die sich nach der Brisanz der Sitzung, dem Wetter oder spannenden Sportereignissen in der Region richten.

Es kann auch nicht der Sinn eines Mitgliederprinzipes sein, dass bei streitigen Abstimmungen oder Kandidaturen Mitglieder mit Aktionen und in Bussen zu einer Mitgliederversammlung gekarrt werden, um eine Mehrheit zu garantieren. Das mag ein lustiges Szenario sein, das aber in JU-Verbänden, in denen das Mitgliederprinzip bereits Usus ist, auch schon Realität wurde. Meine Junge Union soll durchaus kontrovers debattieren dürfen, über Sachfragen und vor allem auch über geeignete Personen, die uns und unsere Politik repräsentieren. Aber dies soll nicht von zufälligen Mehrheiten abhängig sein, die sich nach der Brisanz der Sitzung, dem Wetter oder spannenden Sportereignissen in der Region richten, sondern alleine an der Sache und Persönlichkeit orientiert.

Durchaus: Das sind Worst-Case-Szenarien. Es gibt viele positive Beispiele, die diesen entgegenstehen. Es macht zum Beispiel in größeren Städten, die zugleich Kreisverbände sind, viel Sinn, auf Mitgliederversammlungen zu setzen. Eine Satzung, in der geregelt wird, wie Tagungen stattzufinden haben, ist aber immer auch für den Worst-Case gedacht und nicht nur für die schönen Tage.

Besser wäre es gewesen, wenn die Kommission CDU2017 ein freiwilliges Mitgliederprinzip auf Kreisebene vorgeschlagen hätte. Es überließe den jeweiligen Verbänden die Entscheidung, ob sie Versammlungen für Delegierte oder für Mitglieder durchführen. Dazu wären Leitfäden und Hilfestellungen denkbar und ein ständiges Forum zum Austausch von Erfahrungen mit beiden Systemen. Alles dies hätte man vorschlagen können, stattdessen soll den Verbänden nun ein System verpflichtend vorgesetzt werden. Dies mag freundlich und basisdemokratisch gedacht sein, doch wie lautet ein bekanntes Sprichwort: Gut gemeint ist lange noch nicht gut gemacht.

Dieser Beitrag erschien zuerst 2015 im Magazin der Jungen Union Deutschlands, der ENTSCHEIDUNG

Gestatten, Dorothee Bär!

Wer Dorothee Bär begegnet, lernt eine stets fröhliche Frau kennen. Nicht erst seit ihrem Auftritt bei Stuckrad Barre im September 2013 gehört Bär zu jenen Politikern, die es verstehen, Politik charmant zu machen.

1978 in Bamberg geboren, ist die CSU-Abgeordnete eine echte Fränkin. Ihre Heimat und damit auch die Bodenhaftung sind ihr bedeutend. „Heimat ist das, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Nicht nur beruflich, sondern auch menschlich“, erzählt sie. „Deshalb ist mir auch der Kontakt zu den Menschen ‚zu Hause‘ so wichtig, weil mich das davor schützt, in allzu theoretische weltpolitische Gefilden abzudriften.“ Diese Verbundenheit stellt sie auch gerne öffentlich zur Schau: Auf dem Twitter-Projekt „Frankenliebe“ schrieben sie und Menschen von außerhalb über ihre Heimatregion.

Fan von Nationalspieler Thomas Müller

Mit dem Medium Twitter lässt sich ein wenig ihr Erfolg erklären: Dorothee Bär hat die Plattform entdeckt, um ihre politischen Projekte zu verkaufen. Mit bald 32.000 Followern gehört Bär zu den erfolgreichsten Nutzern der deutschen Polit-Szene. Bär kam auf Twitter als eine der ersten, mit Vorreitern wie Peter Tauber oder Kristina Schröder. Wer ihr folgt, erfährt nicht nur Neues aus Franken und der CSU, sondern auch über ihren Lieblingsverein, den FC Bayern München, und vor allem über ihren Lieblingsspieler, Thomas Müller. Es ist nicht selten Alltägliches, aber eben das macht Dorothee Bär auf dem Medium Twitter zu einem nahbaren Menschen. Die sonst übliche Distanz zum Bundestagsabgeordneten wird bei Dorothee Bär zur virtuellen Nähe.

Für Dorothee Bär ist das Internet jedoch mehr als Spaß, es ist auch echte Öffentlichkeitsarbeit. Neben Twitter nutzt sie verstärkt Facebook, um über ihre Arbeit als MdB und Parlamentarische Staatssekretärin zu berichten. „Eine Pressemitteilung landet leichter im Papierkorb als ein Tweet“, fasst sie die Möglichkeiten des Mediums pointiert zusammen.

LAN-Party im Deutschen Bundestag

Mitglied der Bundesregierung ist sie seit der letzten Bundestagswahl. Ihre Berufung in ein höheres Amt war absehbar: Zuvor war sie bereits familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vizegeneralsekretärin der CSU. Beides Aufgaben, die sie zur vollsten Zufriedenheit ihres Vorsitzenden Horst Seehofer erledigte. So folgte sie Generalsekretär Dobrindt in das Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Wer es nicht ganz gut mit Dobrindt meint, der behauptet, Bär sei dort vor allem auch, um ihm beim Thema Netzpolitik, ein Steckenpferd Bärs, zu helfen. Doch das wäre mehr als eine Zuspitzung: Ihre Hauptaufgaben im Bundesministerium sind die Verkehrssicherheit und die Logistik. Als Beauftragte der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik betreut sie ein Zukunftsthema, mit dem sie sich voller Leidenschaft auseinander setzt. Seitdem sieht man sie via Facebook und Twitter auf Bildern, wie sie Logistikmessen in China besucht oder ausländische Gäste im Verkehrsministerium empfängt. Ihr Regierungsamt nutzt sie zudem, um ihre Herzensthemen nach vorne zu bringen: So durfte kürzlich der Deutsche Computerspielepreis,  den sie seit jeher fördert, das Ministerium für eine Sitzung nutzen und wird noch aktiver durch die Bundesregierung unterstützt. Unvergessen, wie sie 2011 mit zwei FDP-Politikern eine LAN-Party im Bundestag organisierte und so versuchte, ihren Kollegen ein wenig die Angst vor Computerspielen zu nehmen.

Eine politische Familie

2006 heiratete die geborene Dorothee Mantel den nur einen Jahr älteren Oliver Bär, sie lernten sich in der Jungen Union kennen. Seit letztem Jahr ist auch er Berufspolitiker: Die Menschen wählten ihn zum Landrat im Landkreis Hof. Bei drei gemeinsamen Kindern ist es umso beeindruckender, wie es beiden gelingt, Familie und Berufspolitik unter einen Hut zu bekommen. Dies sei, zeigt sich Bär dankbar, aber auch nur möglich, wenn man eine funktionierende Familie habe, die über Mama und Papa hinausgehe. Und sie fügt hinzu: „Inzwischen nehme ich mir aber auch das Recht heraus, meine Kinder zu Veranstaltungen oder Terminen einfach mitzunehmen, was bei einer Mutter nicht so gerne gesehen wird. Bei meinem Mann sind im Gegenzug immer alle aus dem Häuschen…“

Mit gerade einmal 36 Jahren ist Dorothee Bär erst kürzlich der Jungen Union entwachsen. Dort trat sie 1992 ein, bekleidete die unterschiedlichsten Ämter, bis hin zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Auch im RCDS war sie aktiv und führte den Landesverband Bayern in den Jahren 2001 bis 2003 an. „Ein Amt kommt und geht“, sagt Dorothee Bär zwar. Aber wer die bisherige Karriere der gläubigen Katholikin verfolgt hat, der weiß: Das Amt der Parlamentarischen Staatssekretärin dürfte nur eine Zwischenetappe zu höheren Weihen sein.

Dieser Beitrag erschien zuerst 2015 im Magazin der Jungen Union Hessen, dem LÖWENMAUL

Auf Rally mit dem neuen Bundesvorsitzenden?

Paul Ziemiak ist jemand, den man Überzeugungstäter nennt. Nachdem er der erste Vorsitzende des Jugendparlamentes in seiner sauerländischen Heimat Iserlohn wurde, führte es ihn bald zur Jungen Union. Und dort kämpft er mit viel Herzblut für die gemeinsame Sache. Als die Stadt für rund 30 Millionen Euro unsinnigerweise eine Gesamtschule bauen wollte, nahm er selbst als Privatperson das Klemmbrett in die Hand und sammelte im Rahmen eines Bürgerbegehrens gegen die Entscheidung des Rates tausende Stimmen. Ergebnis: Das Bürgerbegehren war erfolgreich, die Gesamtschule wurde nicht gebaut und kein Gymnasium musste geschlossen werden. Er war Schulsprecher, ist im Schützenverein aktiv und wenn man mit ihm durch seine Heimat läuft, dann begegnen einem alle paar Minuten Menschen, die ihn freundlich grüßen. Eine beachtliche Leistung: Iserlohn hat immerhin rund 100.000 Einwohner.

Wenn es nach einer Menge Landesverbände geht, dann wird sich Paul Ziemiak bald wieder für sehr viele Menschen einsetzen dürfen. Der Westfale wird am 19. September auch mit einer einstimmigen Nominierung des hessischen Landesverbandes im Rücken als JU-Bundesvorsitzender kandidieren, da Amtsinhaber Philipp Mißfelder altersbedingt ausscheiden wird. Wie man den Teamspieler Ziemiak kennt, hat er die Entscheidung nicht alleine im stillen Kämmerlein getroffen. „Im Dezember haben mich die Bezirksvorsitzenden der JUNRW aufgefordert, meine Kandidatur zu erklären. Ich habe mir dann Bedenkzeit über die Feiertage erbeten und diese Frage mit vielen Freunden innerhalb der aktiven JU-Generation besprochen“, blickt er auf den Prozess zurück. „Ich glaube, dass ich etwas mit der JU und für die JU bewegen kann. Deshalb habe ich mich entschieden, mich um dieses Amt zu bewerben.“

Ich glaube, dass ich etwas mit der JU und für die JU bewegen kann.

In Nordrhein-Westfalen überzeugte er durch außergewöhnliche Aktionen. Gemeinsam mit seinem Landesvorstand hat er zum neuen Ausbildungsjahr Betriebe besucht und gleich selbst für 24 Stunden die Einsätze der Berufsfeuerwehr begleitet. Ist er jemand, der den Nervenkitzel sucht? „Irgendwann möchte ich gerne mal an der ‚Allgäu-Orient-Rally‘ teilnehmen. Eines der letzten automobilen Abenteuer dieser Welt in den Orient. Das ist eine ‚Low Budget Rallye‘, also eine preisgünstige Alternative für alle, die sich keine richtige Rally mit teuren Autos leisten können“, berichtet er. Und schießt gleich hinterher: „Voraussetzung ist daher, dass man mit einem Auto teilnimmt, das älter als zehn Jahre und nicht mehr als 2.500 Euro wert ist. Und das steht bei mir vor der Haustür…“

Paul Ziemiak sagt, wenn es einen altersbedingten personellen Wechsel an der Spitze gebe, müssten zugleich auch programmatisch Akzente gesetzt werden. Neben der generationengerechten Haushalts- und Rentenpolitik sowie den Fragen der Digitalisierung nennt er im Gespräch drei Punkte: „Erstens: Wie erhalten wir angesichts des zunehmenden Leistungsdrucks in einer globalisierten Wirtschaft eine solidarische Gesellschaft? Zweitens: Wie schaffen wir es, als Hochlohn-Land und High-Tech-Nation wettbewerbsfähig zu bleiben? Und drittens: Wie gelingt es uns, unserer zunehmenden internationalen Verantwortung politisch gerecht zu werden, ohne dabei in Gutmenschentum zu verfallen?“

Das alles gehört für ihn jedoch nicht nur in irgendwelchen Gremien debattieren, sondern auch mit den Mitgliedern. Er könne sich eine „neue Online-Plattform für den Austausch der Mitglieder zu bestimmten Themen“ vorstellen, „ähnlich wie es die CDU mit CDUplus bereits umgesetzt hat“. Und spart auch nicht mit Selbstkritik: „Hier ist uns die Mutterpartei voraus.“

Bis der Deutschlandtag im bayrischen Inzell stattfindet, gehen jedoch noch einige Monate ins Land. Solange hat Paul nicht nur Zeit, an seiner Bewerbungsrede zu feilen, sondern auch noch viele Veranstaltungen vor sich, wo er seine Ideen und seine Person bekannt machen möchte. Sein kommunalpolitisches Engagement in Iserlohn sowie der Landesvorsitz in NRW sollen darunter zugleich nicht leiden, deshalb sieht man ihn trotz Werbetour in eigener Sache auch regelmäßig auf seiner Facebook-Seite zum Beispiel bei Besuchen anderer CDU-Vereinigungen oder bei einer ereignisreichen Exkursion mit der nordrhein-westfälischen JU in Israel.

Dieser Beitrag erschien zuerst 2014 im Magazin der Jungen Union Hessen, dem LÖWENMAUL